|Erstveröffentlichung 29.02.2023| Sehr am Herzen liegt mir bei all den möglichen Dingen, um die es bei der Energie des Zeichens Wassermann gehen kann, das Thema Demokratie. Wir können die Energie der folgenden Jahre mit Pluto im Wassermann vielfältig nutzen. Pluto zeigt immer auf, wo es Entwicklungspotential in der Energie des Zeichens gibt, welches er durchläuft.
Wassermann regiert alle Organisationsarten des menschlichen Zusammenlebens und diese Form des Miteinanders ganz besonders. Demokratie bedeutet Volksherrschaft. Die Geschicke eines Staates werden also nicht von selbsternannten Mächten geleitet, sondern das Volk bestimmt mehrheitlich, wer herrscht. Da das Volk aus vielen einzelnen Individuen besteht, ist die Organisation dieser Herrschaftsform eine herausfordernde Angelegenheit.
Diktaturen oder Autokratien haben es bei der Organisation nicht so schwer, da sich weniger Entscheidungsträger*innen in Regierungsangelegenheiten abstimmen müssen. Entscheidungen werden von oben nach unten getroffen, sodass immer weniger mitgehandelt, mitgedacht und mitentschieden werden muss, je weiter weg vom hierarchischen Zentrum (Despot oder herrschende Schicht) man sich befindet.
Wie kompliziert!
Wie komplex ist dagegen ein demokratisches System. Alle müssen sich viele Gedanken darüber machen, wem sie Entscheidungskompetenz und damit zeitweise Regierungsmacht übertragen wollen. Denn klar ist, dass nicht ständig alle überall mitreden können, das Chaos wäre perfekt. Demokratie braucht ein System von Expert*innen, Gremien und Regeln.
Das regelmäßige Abhalten von Wahlen ist das grundlegende System unserer Demokratien. Vor den Wahlen zeigen uns die Personen, die sich zur Wahl stellen, worin sie sich als Expert*innen verstehen und was sie für das Volk zu tun gedenken oder vermögen. Das Volk wählt durch Mehrheitsentscheidungen, wem es Regierungsverantwortung überträgt.
Hier ist schon ersichtlich, dass viele Menschen mit den Ergebnissen einer Wahl unzufrieden sein können. Wer andere Personen gewählt hat als die Mehrheit, sieht seine Kandidat*innen nicht an der Spitze. In Diktaturen ist so etwas kein Problem. Wer mit dem regierenden Diktator unzufrieden ist, unterliegt einem ausgeklügelten System der Repression. Eine Demokratie aber hat den Anspruch, dass alle Meinungen gehört werden dürfen.
Die Folge ist, dass sich auch nach einer Regierungsbildung oppositionelle Kräfte zu Wort melden werden. Bleibt Kritik aus oppositionellen Kreisen konstruktiv, ist die Kontrolle der zeitweise gebildeten Regierung gewährleistet und Demokratie verdient ihren Namen.
Klingt einfach.
Klingt einfach, ist aber – wie die menschlichen Natur – sauschwierig. Menschen sind Menschen, egal, ob sie regieren oder opponieren. Demokratie unterliegt dem Archetypus Wassermann und ist über Gefühle erhaben. Menschen aber tragen außer der vernunftbegabten, kühlen Kraft des Wassermanns noch viele andere archetypische Kräfte in sich. Menschen können sich furchtbar gekränkt fühlen. Sie können ungerecht, wütend, ganz unkonstruktiv manipulativ, rechthaberisch, despotisch, rachsüchtig, ehrgeizig, raffsüchtig, bestimmend …. uff, was können wir Menschen noch alles sein?
Und hier offenbart sich dann die Schwachstelle der Demokratie schlechthin sehr deutlich. Demokratie wird von uns Menschen verwaltet, organisiert, gelebt. Außer, dass wir liebevoll, altruistisch, wohlwollend und großzügig sind, sind wir alles obige halt auch mehr oder weniger. Und damit beginnen die Probleme.
Eigentlich ..!
Für die Menschen aus den Oppositionsparteien: Anstatt anzuerkennen, wer in die Regierung gewählt wurde, wissen sie doch genau, was eigentlich richtig gewesen wäre. Sie beginnen dann entweder im demokratischsten Sinn Petitionen zu entwerfen oder zu argumentieren – oder sie beginnen rachsüchtig, besserwisserisch uvm Regierende zu demontieren. Demokratische Werte ade.
Für die Regierenden: Sie setzen ihre angekündigten Arbeiten für das Wohl aller nach bestem Gewissen um – oder sie bereichern sich hier und da ein wenig, weil sie denken, es stünde ihnen eigentlich zu oder fiele ja kaum auf. Demokratische Werte erneut ade.
Pluto in Wassermann, das vermute ich nun ganz stark, wird an diesen menschengemachten Schwachstellen ansetzen und für uns erkenntlich werden lassen, wo Demokratie nicht mehr lupenrein ist, weil Menschen damit herumpfuschen.
Liebe Demokratie, du wirst mit uns Menschen zurechtkommen müssen. Du hast momentan niemand anderen, der dich verwirklichen könnte, also raufen wir uns zusammen, ok?
Schauen wir mal, wie das gehen könnte.
Was machen wir, wenn Politiker*innen ihren wassermännischen Auftrag nicht gut erfüllen? Nehmen wir an, ein Regierungsmitglied bereichert sich in zukünftigen Maskendeals, an Geschäften mit ausländischen Ölkonzernen oder indem es sich Vorteile mit einer Baugenehmigung erschleicht. Glücklicherweise gibt es hierzulande investigative Presse und Untersuchungsausschüsse. So kommt es hoffentlich ans Licht. Wir können den Fall an Gerichte übergeben. Sollten die Gesetze nicht greifen, können wir überlegen, veränderte Gesetzgebungen anzustoßen.
Hu, langweilig, wenig spektakulär.
Hu, das ist langwierig, vielleicht langweilig und wenig spektakulär. Das wird aufsteigendem Rachebedürfnis und aufwallendem Zorn über die ungerechte Bereicherung nicht immer genügen. Menschlicher Hass versucht sich nicht immer in wassermännisch kühler Weise Bahn zu brechen. Wollen wir Demokratie leben, sind all unsere wassermännischen Qualitäten objektiver und nüchtern-kühler Gedankenarbeit gefragt.
Grausam!
Aber auch, wenn wir bei Wassermannkraft bleiben, kann sich vom menschlichen Standpunkt aus Grausames entwickeln. Ich erweitere hier gedanklich das Wassermannspektrum um Möglichkeiten, die wir nicht auf dem Schirm haben, wenn wir Wassermann idealisieren. (Wie jedes Zeichen birgt auch der Archetypus Wassermann zwei Seiten. Pluto in Wassermann wird sich um Moral nichts scheren, das tut keine der Kräfte. Moral ist unsere menschliche Aufgabe. Pluto in Wassermann könnte auch hierzu führen):
Da war doch was im wassermännisch kühlen Repertoire als Reaktionsmöglichkeit in Bezug auf Ungerechtigkeit … Konsequenzen! Konsequenzen hat Wassermann immer als Arbeitsmittel im Gepäck. Und Konsequenzen können wir hier ganz kühl ergreifen: Kopf ab! Das geht. Wassermann schert sich nicht um das EINE Leben, ihm geht es um ein gutes Miteinander, mehrheitlich.
Hoffentlich sind wir an dieser Stelle jetzt alle ein wenig geschockt. Erinnern wir uns an die Zeiten, als Pluto tatsächlich zuletzt durch Wassermann seine Bahnen zog und die französische Revolution auf den Plan trat. Man enthauptete die „identifizierten“ Schuldigen reihenweise. Ein blutiger Exzess, der ohne ordentliche Gerichtsbarkeit viele Leben kostete. Hier zeigt sich, dass Wassermann allein die Welt nicht retten wird. Menschlichkeit besteht zwingend auch aus den anderen Archetypen: Mitgefühl, Verhältnismäßigkeit, Herzenswärme, Realitätssinn und Moral.
Ein wenig wird deutlich, dass es auch bei Plutos Weg durch den Wassermann niemals nur um die Etablierung des Wassermann schlechthin gehen kann. Es muss immer um das menschlich notwendige Maß der Kräfte gehen. Also widmen wir uns noch einmal der Frage, wie Wassermann zukünftig besser für uns Menschen genutzt werden kann.
Wie nutzen wir Wassermannkraft?
Kommen wir zurück zu den sich bereichernden Verantwortungsträgern. Verzichten wir aufs Enthaupten, bleiben aber wütend. Denn wir sehen, dass unsere investigativen Journalistinnen nicht überall Gehör finden, wo sie es für angebracht hielten. „Lügenpresse“ entfährt es so manchem, zu viel Unterhaltung, zu wenig von ihrer Wahrheit steht im Programm. Die Presseorgane argumentieren, dass sie selbst andere Werte und Meinungen vertreten, als die Lügenpresserufer oder dass sie ihrer Meinung nach bereits genügend in den Skandal-Angelegenheiten berichten. Die Lügenpresserufer aber wähnen sich bald in einer Diktatur und beginnen zu schäumen.
Schön langsam kommen also einige unzufriedene Leute aus der Opposition auf die Idee, dass andere Personen an die Regierung müssten, auch wenn diese nicht gewählt wurden.
Wassermann steht jetzt neben uns, lässig an die Wand gelehnt, ein Fuß am Boden, die andere Ferse tippt ungeduldig an die Hauswand. Pluto steht etwas abseits daneben, wie gewohnt eindringlich guckend, Arme verschränkt. „Wie möchtest du deine Wassermannkraft jetzt einsetzen?“ fragt er ganz investigativ. „Enthauptend? Oder indem du dich bemühst, Mehrheiten für deine Sichtweise zu gewinnen?“. Wassermann zischelt nur fast unverständlich durch die Zähne: „Menschen machen die Sache immer dermassen unperfekt und schwierig.“
Diese Szene genau beschreibt die aktuelle Zeitqualität „Pluto in Wassermann“. Und wir entscheiden, was passiert, nicht die Sterne. Wassermann-Energie steht uns für etwa 20 Jahre verstärkt zur Verfügung. Die Wassermannfragen werden uns an den verschiedensten Stellen begegnen, vor allem auch durch Fragen an unser Demokratieverständnis. Werden sich wieder mehr Menschen den richtigen „Führer“ an der Spitze eines Staates wünschen? Werden wir – wie zuletzt im Durchgang Plutos durch Wassermann – vielleicht einen neuen Napoleon etablieren? Beschließen mehr Staaten nach und nach, ihren Putins, Erdogans, Orbans und Netanjahus mehr plutonische Macht zu übertragen und verzichten auf ihr Mitspracherecht? Denn immer war es einfacher für uns „Volk“, auf den einen richtigen Führer zu hoffen, als uns selbst mit all den anstehenden Fragen und Problemen auseinanderzusetzen. Enthauptungen, rigirose Entscheidungen nach „richtig“ und „falsch“ und weitere konsequente Vorgehensweisen sind im Wassermannmodus durchaus begünstigt.
Wir können uns aber auch für die andere Seite der Wassermannkraft entscheiden, welche derzeit ebensoviel Rückenwind erhält:
Vielfältige in Regierungsgeschäfte eingebrachte Petitionen, Protestbewegungen, Festklebeaktionen von Tempolimitgegnern an Verkehrsschilder, Bürgerbegehren, Überprüfungsausschüsse und weitere anstrengende Demokratiearbeit ist möglich.
Pluto und Wassermann dürfte es wurscht sein, wie wir die Testreihe „Menschliches Zusammenleben“ fortführen. Uns Menschen muss es wohl darum gehen, Wassermannqualitäten besser für uns zu nutzen. Gibt es ein „besser“? Oder wird sich die Menschheit einfach weiter im Kreis um alle enthaltenen Möglichkeiten von grausam bis hilfreich drehen? Im letzten Zyklus von Pluto durch Wassermann hat sich die Französische Revolution etabliert, ebenso die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika. Große Ereignisse, die beide bei aller enthaltenen Unmenschlichkeit trotzdem gewisse Weichen in Richtung besserem Zusammenleben der Menschen durch Wassermannqualitäten erkennen lassen.
Die Welt wird komplizierter, wenn mehr Wassermann-Energie entwickelt wird. In unserer aktuellen Welt bedeutet mehr Wassermann z.B. Globalisierung, schnellere Vernetzung, das Wissen um Ungleichverteilung irdischer Ressourcen, Menschen aus entfernten Ländern flüchten zu uns und tragen dieses Wissen ganz nah zu uns, Zugang zu viel mehr Informationen für alle. Es liegt naturgemäß mehr Verantwortung auf allen einzelnen Schultern. Wenn man vor dieser zunehmenden Komplexität kapituliert, ist vielleicht der Ruf nach dem starken Mann (irgendwie ist selten eine Frau an dieser Stelle gefragt, oder?) manchmal das Naheliegendste. Wenigstens zukünftige Generationen können vermutlich von unseren jetzt entstehenden Testreihen profitieren. So wie die Abschaffung der Adelsherrschaft während der französischen Revolution am Ende doch den Boden für mehr wassermännisches Freiheitsbedürfnis gelegt hat, können vielleicht zukünftige Generationen mit einem mitleidigen Lächeln auf unsere Versuche blicken, die große Welt draußen zu halten aus unserer kleinen privaten Welt. Aus jetziger Sicht ist keine Adelsherrschaft mehr denkbar. Genausowenig werden wir die globale Sicht auf die Welt wieder gegen eine rein private „mein Haus, meine Yacht …“-Sicht eintauschen können. Die Kraft von Pluto in Wassermann wird forcieren, dass wir uns dem stellen.
Gemäß Demokratieindex von 2021, einer Form der Demokratiemessung gemäß besagtem westlichem Muster, leben nur 6,4 % der Weltbevölkerung in „vollständigen Demokratien“, weitere 39,3 % in „unvollständigen Demokratien“, hingegen 17,2 % in teildemokratischen Systemen und 37,1 % in Autokratien. (Wikipedia)